Dienstag, 17. November 2009

Ein vollkommener Moment

Der erste Eintrag ist nun schon eine ganze Weile her, und ich hatte fast schon ein schlechtes Gewissen bzw. die Angst dass sich das hier, wie schon viele andere Blogs zuvor im Sand verläuft. Doch ich empfand es als falsch, einfach irgendetwas zu schreiben, nur damit das hier benutzt wird.

Wie es der Zufall so will, fand ich heute morgen, noch bevor ich mich auf den Weg in die Hochschule machte, den Grundstein für einen neuen Eintrag. Aus irgendeinem Grund, den ich jetzt zu so später Stunde und nach so viel wissenschaftlichem Arbeiten nicht mehr komplett zusammenbekomme, dachte ich über Momente nach, an die ich mich auch in 40 oder 50 Jahren, man weiss ja nie wie lange man durchhalten muss, gerne zurückerinnern werde. Momente die einfach so vollkommen sind, dass man, wann immer ein Artverwandtes Thema angeschnitten wird, sofort daran denken muss.

Einer dieser Momente drängte sich mir förmlich auf und ich frage mich, wie ich erst jetzt wieder daran denken konnte. Vor ca. 4 Wochen hatte ich mir einen neuen Bass gekauft, bestellt im Internet. Jeder Musiker wird mir beipflichten, was für ein einmaliges Gefühl es ist, ein neues Instrument in Händen zu halten. Man fühlt quasi, welche Melodien und Rhytmen man diesem
Gerät noch entlocken wird und jeden zukünftigen Ton. Ein Gefühl das sich wohl mit am Besten damit vergleichen lässt, wenn ein Maler auf eine leere Leinwand schaut und sich all die Dinge vorstellt, die damit anstellen kann.

Für Musiker kann es nur einen schöneren Moment als diesen geben. Denn nur ein Instrument, bleibt uns wirklich für Immer im Gedächtnis und begleitet uns, wenn auch oft nur in Gedanken, unser Leben lang. Jenes Instrument, das von Anfang an dabei war. Jenes Instrument das vor allen andern war.

Ich erinnere mich sehr genau an den Tag, es war im Sommer 2004 und ich noch auf der Berufsschule. Die zwei schönsten Schuljahre meines lebens lagen teilweise hinter, aber größtenteils noch vor mir. Und ich hatte ein altes Verlangen wiederentdeckt. Das Verlangen Musik zu machen. Einige Jahre zuvor hatte ich dieses Verlangen tief vergraben, da ich mir mit meinem Austritt aus der Musikschule selbst bescheinigte, wie unmusikalisch ich bin. Doch jetzt, wo ich älter und reifer war, keimte dieses Bedürfnis erneut in mir auf.

Ich war 16, fast 17 und wie die meisten jungen Männer in diesem Alter, wollte ich Gitarre spielen lernen. Ein Instrument das so, verzeiht den Wortwitz, vielsaitig war, das ich lernen wollte darauf zu spielen. So schnappte ich mir eines Tages in der Mittagspause zwei Freunde, die zwar auf der gleichen Schule waren, allerdings zu einer anderen Fachrichtung als ich gehörte. K. war damals schon einer meinen besten freunde und ist es bis heute. A. habe ich seit der Berufsschule nie wieder gesehen.

Ich weiss nicht mehr ob ich die beiden, oder die beiden mich überredet hatten, an diesem Mittag in die Stadt zu gehen um dort in einem bekannten Laden für Instrumente die Zeit totzuschlagen. Ich weiss nur, dass in mir die Absicht verankert war, mir eine Gitarre auszusuchen um sie mir später zu kaufen. Kaum hatte ich den Bereich für E-Gitarren allerdings betreten, war ich überhaupt nichtmehr an diesen interessiert. Ein weniger besaitetes Instrument hatte mich völlig eingenommen. Ein E-Bass, der an der Wand in einem Gestell hing, schien mir zuzuzwinkern, mich anzulächeln. Ich weiss noch genau, das ich K. fragen musste was das denn sei, er hatte wesentlich mehr Ahnung als ich, aber ich finde es im Nachhinein schon recht peinlich, das ich damals nicht wusste was ein E-Bass ist. Aber das Instrument mit den 4 Saiten schien mich weiterhin anzugrinsen und ich wusste einfach, das ich nicht für eine Gitarre geschaffen war. Nennt es spinnerei, aber ich glaube in diesem Moment, erwachte der Bassist in mir.

Unglücklicherweise, hatte ich nicht nur mir mein mangelndes Verständnis der Musik bescheinigt, indem ich die Musikschule verlassen hatte, sondern auch meinen Eltern. Der Bass den ich mir ausgesucht hatte, ein Kobaltblauer Bass von Ibanez, nur für Einsteiger geeignet aber immernoch eine schönheit, kostete stolze 300 Euro, was für einen Schüler ohne Job eine Menge Geld ist, auch dann noch, wenn der Verstärker schon mit inbegriffen war. Meine Eltern wollten kein Geld für etwas ausgeben, das ich vielleicht in 2 Wochen schon wieder in die Ecke stellen würde, aus frust nicht schnell genug vorran zu kommen vielleicht, oder aus irgendwelchen anderen Gründen die man mit der ehrlichen Aussage, das man sich zu etwas berufen fühle nicht einfach negieren konnte.

K. musste gesehen haben was in mir vorgegangen war, als ich den Bass in dem Laden wie hypnotisiert angesehen hatte. Ich glaube, er musste an sein erstes Instrument denken und wie vollkommen es gewesen war, es in Händen zu halten.

Ich verdanke es K. und all den Leuten die damals dazu bereit waren zusammen zu legen um mir die kobaltblaue Schönheit zu schenken. Jener 4 saitige Einsteigerbass, den ich trotz der fortschritte und der neuen Instrumente die ich inzwischen mein Eigen nenne, auch in 50 Jahren noch in die Hand nehmen und an jenen Sommer im Jahr 2004 denken werde. Der Bass, der mir das Geschenk der Musik wiedergebracht hatte, das mich seit dem immer wieder zum lächeln bringt und mir die kreativsten Ausbrüche beschehrt hat.

Jeder Musiker gibt seinen Instrumenten Namen. Nicht jeder wird das zugeben, oder den Namen seines laut aussprechen, aber wir tun es alle.

Die viersaitige Schönheit, hat den besten Namen erhalten, den man sich für sie vorstellen kann.

Friendship.

Ich weiss nicht, wie mein Leben ohne sie ausgesehen hätte.

Montag, 28. September 2009

Eigentlich habe ich ja anderes zu tun...

... und zwar reichlich, aber irgendwie ist der Drang sich mitzuteilen gerade stärker als der Drang,
einen Wissenschaftlichen Bericht zu schreiben. Kaum vorstellbar!
20 Sekunden existiert dieser Blog während ich die aktuelle Zeile tippe und schon starre ich ungläubig auf den Titel. "Lügen des Lebens".
Nein ich studiere keine Geisteswissenschaften, nichteinmal Naturwissenschaften, aber ich denke manche Tatsachen sind auch für Ingenieurswissenschaftler relativ einsichtig.

Für meinen ersten Eintrag sitze ich nach diesem kurzen Absatz trotzdem schon seit 10 Minuten hier und überlege, was wohl ein adäquates Thema wäre, um meine Jungfräulichkeit aufzugeben.
Doch da fällt mir spontan ein Gespräch ein, das ich irgendwann heute Mittag mit einer guten Freundin geführt habe. Um das Thema ungefähr zu umreissen :"Bin ich trotzdem verliebt auch wenn ich nicht durch eine Rosa Brille schaue, Häschen beim Geschlechtsakt sehe, oder Bienen dabei beobachte, wie sie Tulpen sexuell belästigen?"
Gut, vielleicht etwas dick aufgetragen, aber die größte Lüge des Lebens ist nach wie vor, das der Mensch ein Minimalist ist.

Also gehen wir dieses Thema mal an, ohne die Häschen beim kopulieren zu stören. (Fällt es euch übrigens auch so schwer das Wort Häschen zu betrachten ohne das SCH als solches zu lesen? Vielleicht behandle ich das ein andernmal.)

Ich für meinen Teil habe meine rosa Brille bereits schon lange zum Altglas gebracht. Das erwies sich schon als schwierig genug, allerdings nur weil ich mich nicht entscheiden konnte ob ich sie im grünen, braunen oder weissen Kontainer entsorgen soll. Ich bin auch kein Pessimist weil ich das so sage, nein, vielmehr habe ich das getan aus dem einfachen Grund, die rosa Brille ist einfach zu nichts gut. Der UV-Schutz ist mehr als ungenügend, sie passt nicht zu meinem Bart und vor allem lenkt sie von den Dingen ab, die an einem Menschen wirklich wichtig sind.

Eine der größten Lüge des Lebens ist das Wort "Perfekt" in dem Begriff "Perfekter Partner".

Lasst mich eine Warnung aussprechen an die Jungen Männer und Frauen die vielleicht in Verlegenheit kommen diesen Blog zu lesen:

Perfekter Partner heisst NICHT "Oh mein Gott er hat überhaupt keine Fehler und ich liebe ihn so sehr das ich platzen möchte." Das beste was euch in diesem Fall passieren kann ist, das ihr tatsächlich platzt.

Der Perfekte Partner ist nämlich der, der ohne rosa Brille euer Herz erobert. Ein Mensch, der mit all seinen Macken, Fehlern und Sprüngen die er in der Schüssel hat euch ins tiefe Unglück stürzt wenn ihr daran denkt, ihn nicht lieben zu dürfen.
Das schlimme ist, irgendwann merkt man das. Im besten Fall früh genug um sich nicht in einer Beziehung wieder zu finden, die einem ohne die Brille, deren Farbe ich nun nicht nochmal erwähne weil inzwischen jeder wissen sollte welche das ist, aussieht wie etwas, das man zu Weihnachten bekommen hat und sich nur überlegt wie man die elegante Frage "Du hast nicht zufällig noch die Rechnung dafür?" unterbringt.

Ich denke ich habe für meinen ersten Eintrag jetzt genug gesammelt, könnte mir aber vorstellen, dass dieses Thema bei Gelegenheit wieder aufgegriffen wird.
Als Abschlussfazit möchte ich die Kernfrage dieses Blogs gerne mit einer direkten Antwort belohnen. Lasst sie mich nocheinmal wiederholen, um vorzubeugen das ein weniger Intelligenter Mensch verwirrt sein könnte.

Frage:"Bin ich trotzdem verliebt auch wenn ich nicht durch eine Rosa Brille schaue, Häschen beim Geschlechtsakt sehe, oder Bienen dabei beobachte, wie sie Tulpen sexuell belästigen?"

Antwort: "Doch, kann schon sein, denn wenn du nur durch eine Rosa brille schaust, bist du im Bestenfall verknallt, aber eigentlich suchst du nur Zuneigung und Nähe und die rosa Brille lässt das für dich Perfekt aussehen, was besser eine gute Freundschaft geblieben wäre."

Euer Lear