Mit diesem Eintrag betrete ich seltsames Terrain. Nicht weil das Thema zu dem ich gleich kommen werde etwas ist, über das ich noch nie schreiben wollte oder noch nie nachgedacht habe, sondern viel mehr weil es genau eine Woche her ist, seit ich den letzten Eintrag verfasst habe. Damals habe ich versprochen regelmäßig, vielleicht sogar wöchentlich zu posten. Damit wäre der erste Schritt also getan.
Das Thema des heutigen Eintrags lautet: "Viele Wege führen nach Rom...". In gewisser Weise knüpfe ich damit an das finale Statement des letzten Eintrags an das da lautete:
"All die Ereignisse in unserem Leben die uns prägen, seien sie nun positiver oder negativer Natur, sind doch letztendlich Pflastersteine die uns den Weg ebnen. Der ein oder andere mag nicht allzu hübsch sein, und vielleicht erinnern wir uns auch nicht mehr genau daran wie die Steine aussehen, die wir vor einer ganzen Weile gelegt haben, aber wenn man sich am Ende des Weges umdreht, sich den Weg nochmal ansieht, den man hinter sich hat und nicht überwiegend des Bedauerns wegen weint, kann man das ganze schon als Sieg verbuchen."
Im heutigen Eintrag möchte ich mir gerne den letzten Abschnitt meines Weges nocheinmal genauer ansehen. Was aufgrund meines aktuellen Studiums einen interessanten Zusammenhang bietet. Karten jeder nur erdenklichen Art waren ein Hauptbestandteil der letzten 3 Jahre meines Lebens. Ich analysiere sie, korrigiere sie, erschaffe sie selbst. Ich bereite damit den Weg für viele andere die sich ihres Weges nicht sicher sind. Im wahrsten Sinne des Wortes denn als Teil dieser kartographischen Welt versteht man viel leichter die Zusammenhänge einzelner Ereignisse oder Zustände und kann dieser Wissenschaft den nötigen Respekt entgegen bringen, den sie verdient hat.
Erwähnt man seinen Beruf gegenüber Personen, die dieses Verständnis nicht aufbringen können, so beginnt man irgendwann ein riesiges Fragezeichen zu sehen das über ihren Köpfen schwebt. Zusammen mit Fragen wie "Was? Das kann man studieren?" oder "Was? Diesen Beruf gibt es noch?". Wobei die interessanteste Reaktion keine Frage sondern eine Aussage ist die da wäre: "Was? Das braucht doch kein Mensch mehr!"
Eigentlich ist das wirklich schade, denn in was für einer Welt würden wir leben, wenn es keine Kartographen geben würde. Am Rand historischer Karten findet man oft den Schriftzug "Terra Incognita", das unbekannte Land, oder "Hier seyen Drachen", was soviel bedeutet wie "Da waren wir noch nicht aber ist sicher echt böse da!" Stellen wir uns nur einmal vor, alle Karten würden von heute auf morgen völlig verschwinden. Luft- und Schiffsverkehr würden zum Erliegen kommen und der Straßenverkehr, zumindest der auf deutschen Autobahnen würde völlig zum Stocken geraten (Leute die nicht wissen wohin neigen zur Panik). Der Güterverkehr würde aufhören zu existieren, da keiner mehr wüsste wo die Güter hin müssen. Auf einmal wäre überall um uns herum eine neue Terra Incognita und alles voller Monster.
Und auf einmal wüssten die Menschen, was sie der Kartographie verdanken.
Vor allem aber finde ich schade, dass in einer Welt, in der so wenige den Weg kennen der vor ihnen liegt, eine Welt, die es so vielen schwer macht ihren Kurs zu bestimmen, gerade der Wissenschaft so wenig Bedeutung beigemessen wird, die zumindest versucht diese Wege aufzuzeigen. Ich weiß eine Landkarte ist kein Ratgeber für Lebenssituationen und ich verlange auch gar nicht, dass jeder der dies liest sofort rausgeht und die Welt mit anderen Augen sieht. Aber versucht mal zu zählen wie oft in der Woche ihr euch von einer Karte, einem Stadtplan oder lediglich einer Wegbeschreibung abhängig macht und stellt euch vor wie es wäre, wenn ihr dies nicht könntet.
Die heutige Moral stammt aus einem Buch das ich aktuell lese. "Die Karte meiner Träume" von Reif Larsen beschreibt die Reise eines Jungen der die Welt in Karten sieht und jede Kleinigkeit die ihm die Welt bietet illustriert und in Karten festhält. In diesem Buch gibt es eine Situation in der dieser Junge unter einem Tisch sitzt und die Rede eines älteren Herrn hört. Das Thema dieser Rede ist die Kartierung des Staates Nord-Dakota. Während dieser Rede sagt dieser Mann folgendes:
"Eine Karte ist mehr als nur Striche und Punkte. Sie verzeichnet nicht nur, sie erschließt und schafft Bedeutung, sie ist ein Brückenschlag zwischen Hier und Dort, zwischen scheinbar unvereinbaren Ideen die wir nie zuvor im Zusammenhang gesehen haben."
Lear
Montag, 22. November 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen